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Jung, brutal, Blechmusik – im Gespräch mit den BRASSers

Jung, brutal, Blechmusik – im Gespräch mit den BRASSers

Die BRASSers, das ist eine Blasmusikkapelle, die aus zwölf Musikerinnen und Musikern vor allem aus dem Moselgebiet besteht und einen ganz besonderen Wettbewerb gewonnen hat: Das ungewöhnliche Ensemble holte den diesjährigen Weltmeistertitel der Copa-Kapella-Division beim World Music Contest (WMC) in Kerkrade in den Niederlanden.

Unser Geschäftsführer traf sich mit Valentin Bastgen zum Gespräch

 

Stelle bitte dich und das Ensemble kurz vor:

Zusammengefunden im Landesjugendblasorchester verbindet uns mehr als nur eine große Freundschaft: Die gemeinsame musikalische Leidenschaft und Liebe zur Musik!!!

Wir, die BRASSers bestehen aus 13 professionellen jungen Musikern/Musikerinnen, welche stets das Ziel verfolgen, jede Veranstaltung noch lange in die Köpfe der Zuschauer zu brennen.

Im Landesjugendblasorchester Rheinland-Pfalz haben wir uns 2019 dazu entschieden zusammen Blasmusik auf höchstem Niveau zu zelebrieren.

Dabei spielen wir jede Art von Stilrichtung, von traditioneller Blasmusik bis hin zu 80er-/90er Charts sowie aktueller Party- und Stimmungsmusik. Wir haben selbstarrangierte Medleys im Programm, mit denen wir dem Publikum auf jeder Art von Veranstaltung mit Freude so richtig einheizen.
Die meisten von uns kommen aus der Eifelregion Prüm, Bitburg, von der Mosel, aber teilweise auch aus Köln, dem Saarland und Hessen. Jeder von uns ist entweder studierter Profi-Musiker oder Amateurmusiker auf professionellem musikalischem Niveau.

Die Besetzung besteht aus eher ungewöhnlich kleiner Mischung. Wo man sonst auch Tenorhörner, Flügelhörner oder Basstrompete erwartet haben, bestehen wir „nur“ aus Posaunen, Trompeten, Tuba und Schlagzeug. Der Klang der Posaunen macht das ganze sehr facettenreich und anspruchsvoll. Ebenfalls haben wir seit diesem Jahr einen eigenen Techniker mit an Bord.

Kannst du kurz beschreiben, wie ihr euch in dem Moment gefühlt habt, was bei euch los war, als ihr das Ergebnis erhalten habt?

Als wir von der Bühne kamen hatten wir bereits ein gutes Gefühl. Es lief wunderbar und die Bedingungen waren sehr gut. Wir wurden bereits von anderen Bands im Backstagebereich erwartet, die uns großartig zu gesprochen haben. Der Moderator des Tages nannte einen Platz nach dem anderen. Nachdem der zweite Platz bei der Siegerehrung genannt worden war, gab es für uns nur noch den Gedanken: „Jetzt oder nie!“ Daraufhin stieg die Aufregung ins unermessliche. Gerade weil wir wusste, was alles mit dem Sieg zusammenhängen würde. Umso schöner war dann der erlösende Moment, in dem UNSER Name mit holländischem Akzent verkündet wurde. Wir sprangen vor Freude in die Luft und liefen Richtung Bühne, um den Preis in Empfang zu nehmen. Davon wurden uns sogar sehr lustige Videos von Zuschauern zugeschickt.

Wie kam es zur Entscheidung, an dem Wettbewerb teilzunehmen?

Wir hatten sowieso immer ehrgeizige Ziele, was die Teilnahme an Wettbewerben natürlich miteinschließt. Das hatten wir fest vor. Dass es dann allerdings so schnell zu einem kommt, war nicht geplant. Durch Zufall haben wir die Ausschreibung des „Copa Kapella“- Wettbewerbs im Internet auf den Social-Media-Kanälen von „Woodstock der Blasmusik“ entdeckt und sofort gedacht: Das wäre eine großartige Gelegenheit, um unser Ensemble weiter nach vorne zu bringen! Also entschlossen wir uns, die Band kurzerhand einfach mal auf gut Glück hin online zu bewerben. Daraufhin reichten wir eine Onlinebewerbung ein. Es gab jedoch 3 große Hürden zu überwinden:

  1. Wir mussten durch eine Onlinebewerbung mit Aufnahmen, Videos und allerhand Fragen den Veranstaltern erst einmal auffallen, um in die Top 10 zu kommen
  2. Im zweiten Schritt kam es unter den Top 10, die schließlich aus allen Bewerbungen ausgewählt wurden, zu einem Online-Voting: Per Publikums- und Jury-Voting, wurden die 5 Finalisten ausgewählt, die die Möglichkeit bekamen, in Kerkrade beim World-Music-Contest gegeneinander anzutreten.
  3. Das Finale in Kerkrade

Und tatsächlich konnten wir alle Hürden als Erstplatzierte überwinden. Mit diesem Erfolg haben wir nicht gerechnet.

Wir sah eure Vorbereitung aus?

Mit der ersten E-Mail seitens der Veranstalter stand fest: Wir spielen ein Konzertprogramm von 35 Minuten. Ab da gingen wir die Herausforderung an, das Beste aus unserem Programm auf eine relativ kurze Spielzeit zu komprimieren. Dabei wollten wir uns so facettenreich und flexibel wie möglich aufstellen. Klassik, Jazz, Blasmusik, Pop, Rock und Disco. Alles war am Ende dabei.

Zur Vorbereitung trafen wir uns vom 13. bis 15. Juli im kleinen Weindorf Kesten an der Mosel, wo wir uns an drei aufeinanderfolgenden Tagen im örtlichen Gemeindehaus „eingeschlossen“ haben, um das Beste aus unserem Konzertprogramm herauszuholen. Dabei wollten wir selbst die kleinsten musikalischen Details für die Jury und das Publikum erlebbar machen.

Wie lief es dann in Krekrade ab?

Als wir am Auftrittsort ankamen waren wir voller Vorfreude auf den Auftritt und auch schon etwas aufgeregt, da wir schon die Performance der „Konkurrenten“ miterleben konnten. Anhand des Ablaufplans, welchen wir im Vorfeld zugeschickt bekommen haben, wussten wir genau wann wir wo sein mussten und konnten unser Equipment im Backstagebereich aufbauen. Zum Soundcheck hatten wir allerdings nicht lange Zeit. Daher waren wir besonders froh, unseren Bandtechniker Lars Schuster an der Seite zu haben, welcher uns beim Soundcheck optimal unterstützte. Nachdem alle Mikrofone an den Instrumenten gecheckt worden waren, ging es dann los. Mit dem ersten Ton unseres klassischen Openers „Grassauer Zwiefacher“ konnte man die Energie auf der Bühne spüren, welche sich direkt auf das Publikum übertrug.

Was hat sich seit dem Erfolg für euch/bei euch geändert?

Durch den Sieg beim Copa Kapella hat sich unsere Reichweite und Bekanntheit deutlich verbessert. Wir bekommen viel mehr Anfragen aus verschiedensten Regionen in Deutschland. Auftritte in NRW, RLP, Saarland, Bayern und Hessen haben wir mittlerweile schon abhaken können. In der Organisatoin hat sich auch einiges getan. Jeder hat seine Aufgabe, um möglichst effizient und schnell planen zu können. Unsere neue Homepage, Instagram und Facebook müssen verwaltet werden, Noten organisiert, Auftritte geplant und mit Veranstaltern gesprochen werden. Ebenso die Planung von Proben, Probewochenenden und allem, was dazu gehört. Wir sind froh, dass jeder mit anpackt. Ein tolles Team!

Außerdem hat uns das Wochenende in Kerkrade noch ein weiteres Stück mehr als Band zusammengeschweißt und unsere Ziele für die Zukunft haben sich praktisch über Nacht potenziert. Durch den Sieg haben wir außerdem im Jahr 2023 die Möglichkeit einen Auftritt auf dem größten Blasmusikfestival der Welt beim Woodstock der Blasmusik in Österreich zu spielen. Dies ist natürlich eine weitere riesige Chance für uns, um uns einem großen fachkundigen Publikum zu präsentieren. Weitere größere Meilensteine wie Probephasen mit renommierten Dozenten sowie eine CD-Produktion haben wir ebenfalls schon in der Planung für das kommende Jahr.

Was war eurer Meinung nach der Grund dafür, dass ihr gewonnen habt?

Ich denke das Publikum und die Jury konnten sofort spüren und miterleben, wie viel Spaß und Energie wir als Ensemble auf der Bühne hatten. Vielleicht war es ein Mix aus spielerischer Qualität, abwechslungsreicher Programmauswahl und der Fähigkeit das Publikum durch die dargebotene Performance mitreißen zu können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil zur Bewertung trug das Pflichtstück vom Komponisten Hardy Mertens bei. Den Titel „BLOW“ mussten alle Gruppen im Vorfeld aus einer eher zerstückelten Fassung selbst zusammenstellen und auf ihre Art und Weise neu interpretieren. Dabei ließen wir unserer Fantasie freien Lauf und bauten viele kleine Überraschungen in das Pflichtstück ein, um auch damit eine gute Bewertung einzufahren. Dies hat uns viele Nerven gekostet, aber am Ende hat es sich wirklich gelohnt.

Was könnt ihr anderen Ensembles/Musikvereinen mit dieser Erfahrung mit auf den Weg geben?

Man sollte die Vision nie aus den Augen verlieren und an die Idee glauben, und Sie stetig weiterentwickeln. Wer damit nie aufhört, wird immer weiterkommen. Stillstand wird es so nie geben. Damit motivieren wir uns in der Planung oft gegenseitig. Meilensteine sollten regelmäßig gesetzt werden.

Wir denken, ein Wertungsspielen (z.B.) kann immer eine große Chance sein, um ein Ensemble musikalisch weiterzuentwickeln. Auch im Hinblick auf die Gemeinschaft wird durch die Teilnahme an einem solchen Event der allgemeine Zusammenhalt im Orchester bzw. Verein unter den Musikern gestärkt.