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Interview mit Stefan Kollmann – Chefdirigent des Sinfonischen Jugendblasorchesters Karlsruhe

Interview mit Stefan Kollmann – Chefdirigent des Sinfonischen Jugendblasorchesters Karlsruhe

Geschäftsführer Jan Epp traf sich zu einem Gespräch mit Stefan Kollmann, Chefdirigent des Sinfonischen Jugendblasorchesters Karlsruhe (SJBO) und unterhielt sich mit ihm über den herausragenden Erfolg des Orchesters beim Wettbewerb für Auswahlorchester in Trossingen.

Der Wettbewerb für Auswahlorchester richtete sich an vereinsübergreifende und überregionale Ensembles mit ausgewählten Musikerinnen und Musikern. Am 12. November 2022 trafen sich in Trossingen die Leistungsträger der Amateurmusik und stellten sich der Bewertung hochkarätiger und renommierter Jurorinnen und Juroren. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester„BMCO“ hat dafür zum siebten Mal eine bundesweit einmalige Plattform und die Möglichkeit zu genre- übergreifenden Begegnungen geschaffen.

Insgesamt präsentierten sich 19 Amateurorchester an drei Spielorten mit über 700 teilnehmenden Musikerinnen und Musikern und traten unter professionellen Wettbewerbsbedingungen in insgesamt acht Kategorien an.

Extrem spannend war insbesondere der Ablauf der Blasorchester-Wettbewerbe, da es in diesem Jahr zum ersten Mal eine Neustrukturierung der einzelnen Stufen gab. Waren die Orchester früher in die Kategorien Kreis- und Landesorchester eingeteilt, konnten die teilnehmenden Ensembles und Orchester sich jetzt selbst in die Schwierigkeitsstufen 4-6 einordnen. Für jede Schwierigkeitsstufe gab es ein Pflichtstück, das in dem jeweiligen Wettbewerbsvortrag enthalten sein musste. Hinzu kam ein Selbstwahlstück und ggf. ein kurzes Einspielstück zur besseren Akustikorientierung. Im Anschluss an die Vorträge gab es dann ein persönliches Beratungsgespräch und eine fachkritische Einschätzung der Jurorinnen und Juroren für ein von den jeweiligen Orchestern ausgewähltes Team.

Besonders auffällig und überzeugend war offenbar die Präsentation des Sinfonischen Jugendblasorchesters Karlsruhe (SJBO) unter der Leitung von Chefdirigent Stefan Kollmann und Dirigentin Susanne Bader, die in der Stufe IV gestartet waren und mit 9 Punkten Vorsprung am stärksten überzeugen konnten. Sie erreichten mit ihrem spielfreudigen und klangstarken Vortrag die höchste Punktzahl in der Kategorie Blasorchester. Sowohl beim Pflichtstück „Sinfonia Nobilissima“ von Robert Jager (Dirigentin Susanne Bader), als auch beim Selbstwahlstück „Manhattan Pictures“ von Jan van der Roost (Dirigent Stefan Kollmann) gelang es dem Orchester durch eine reife Musikalität, geschmackvolle Klangmischungen und eine beeindruckende Klangbalance sowohl das Publikum, als auch die Jury absolut zu überzeugen.

JE (Jan Epp): Kannst Du kurz beschreiben, was bei Euch los, wie ihr Euch gefühlt habt, als das Ergebnis verkündet wurde?

SK (Stefan Kollmann): Ja, es waren fast schon tumultartige, aber sehr positive, freudige Zustände. Jubelrufe überall, Umarmungen, tiefste Glücksgefühle, Dankbarkeit, großartige Emotionen, Freude pur.

JE: Welche Gründe gab es für Euch, an diesem Wettbewerb teilzunehmen?

SK: Das war für mich bereits der vierte BMCO Auswahlorchesterwettbewerb seit 2010 mit diesem Orchester, also beinahe schon eine Tradition. Darüber hinaus suchen wir als Dirigententeam immer nach neuen Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten für unser Orchester und die Orchestermitglieder, ganz so wie es die Gründer des Orchesters vor knapp 50 Jahren angedacht hatten. Wir haben z.B. auch im letzten Jahr bei einem Online-Wettbewerb der Bundeswehr teilgenommen, bei dem es darum ging, das Orchester möglichst geschickt und überzeugend in einem Trailer – oder wie in unserem Fall – mit einem Imagefilm darzustellen. Glücklicherweise konnten wir auch bei diesem Wettbewerb den ersten Platz erreichen, was uns sehr gefreut und auch zusätzlich motiviert hat.

JE: Wie sehen Eure Vorbereitungen als Dirigententeam konkret aus? Teilt ihr Euch die Probentage abwechselnd auf?

SK: Nein, in der Regel sind wir beide in den Orchesterproben anwesend, lediglich bei Register- bzw. Satzproben teilen wir uns auf. Dadurch, dass wir beide immer anwesend sind, nutzen wir die Möglichkeit für einen intensiven Austausch während der Probe bzw. der Pausen z.B. auch für gegenseitige Tipps, Ergänzungsvorschläge etc. Für die Orchestermitglieder ist das offensichtlich auch eine interessante Abwechslung und Bereicherung (siehe Imagefilm). Darüber hinaus stimmen wir alle Probendetails immer wieder ab, korrigieren, verbessern und suchen ständig nach besseren Lösungen. Das kostet viel Zeit, macht aber viel Freude und ist sehr effektiv. Die professionelle Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Susanne Bader ist äußerst ergiebig und sehr bereichernd. Wir alle profitieren von dieser extrem gut funktionierenden Teamarbeit.

https://youtu.be/r-YWRCdsHuA

Für die Vorbereitungen zum Wettbewerb in Trossingen kam die günstige Tatsache hinzu, dass wir ja den oben beschriebenen Wettbewerb der Bundeswehr gewonnen hatten. Der Gewinnerpreis war ein Probenwochenende in Hilden beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr mit besonderem Dozententeam vor Ort.

JE: Worin seht ihr konkret die Gründe für Euer hervorragendes Wettbewerbsergebnis in Trossingen?

SK: Es sind sicherlich die bereits oben erwähnten Aspekte, inklusive der Tatsache, dass wir als Dirigententeam sehr gut zusammenarbeiten, worüber ich sehr dankbar bin. Das ist nicht selbstverständlich. Hinzukommt auch die lange Tradition des Orchesters von fast 50 Jahren, in denen immer versucht wurde, sehr professionell und pädagogisch zu arbeiten. Zusätzlich ist auch die große Bereitschaft und die Neugier unserer jugendlichen Orchestermusiker, Neues zu entdecken, großartige Blasmusikliteratur kennen zu lernen, ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Zusammenarbeit.

JE: Wie ist das mit der Titelauswahl bzw. auch der Programmauswahl für andere Konzerte? Macht ihr das auch im Kollektiv?

SK: Ja, das läuft alles in sehr vielen detaillierten Absprachen, wobei es für mich, aber auch für uns alle noch vieles zu entdecken gibt. Grundsätzlich geht es uns aber immer darum, Literatur zu wählen, durch die sich das Orchester in den verschiedensten Disziplinen nachhaltig weiterentwickeln kann.

JE: Könntet Ihr Tipps geben für andere Orchester, MVs und Dirigenten?

SK: Es geht zunächst immer um die pädagogischen Ziele, darum die Freude an der Musik mit viel Fantasie intensiv, nachhaltig mit großem Engagement zu vermitteln. Regelmäßige Wettbewerbsbesuche, Konzerte in den ver-schiedensten Bereichen können zusätzlich die Vielfalt und die großartigen Möglichkeiten unserer Blasorchester aufzeigen und die nachfolgenden Generationen gewinnbringend beeinflussen.

JE: Wann kann man das SJBO in 2023 live hören?

SK: Als nächstes bei den Dreikönigskonzerten am 05. und 06. Januar 2023 in Bruchsal, danach beim Eröffnungskonzert des 9. Internationalen Jugenkapellentreffen in Ettlingen (mit Stargast Christoph Moschberger) und dann auf einer Konzertreise an den Gardasee in Italien.

JE: Nochmals herzlichen Glückwunsch zu Eurem großartigen Erfolg und alles Gute für die Zukunft.