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Das Positionspapier des Landesmusikverbandes Rheinland-Pfalz e.V.

Das Positionspapier des Landesmusikverbandes Rheinland-Pfalz e.V.

Vereinssterben verhindern – Regionale Kultur stärken – Musikalische Bildung fördern

Der Landesmusikverband Rheinland-Pfalz repräsentiert 19 Kreisverbände mit insgesamt 775 Musikvereinigungen. Rund 29.300 aktive Musikerinnen und Musiker, davon 12.600 unter 27 Jahre und 43.700 fördernde Mitglieder, prägen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement und ganz viel Leidenschaft die einmalige kulturelle Vielfalt im Land.

Gerade im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz, in dem zahlreiche Initiativen die Zukunft der Gemeinden zu gestalten und zu stärken suchen, hält der gemeinsame kulturelle Ausdruck, ehrenamtliches Engagement und das gemeinsame Musizieren die Menschen an ihrem Ort, in der Region.

Die Musikvereine übernehmen zudem immer mehr die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen, da das praktische Musizieren vielerorts bei der schulmusikalischen Ausbildung in den Hintergrund tritt. Das Fach Musik wird häufig fachfremd unterrichtet. Musikalische Bildung ist ‚verzichtbar‘ geworden und kommt eher einem ‚Luxusgut‘ gleich.

Eine Erosion in der Gesellschaft

Wir sind der Auffassung, dass Kultur nicht verzichtbar ist. Der Zusammenhalt und das ehrenamtliche Engagement leben von der Teilhabe der Menschen. In der aktuellen Situation ist aus nachvollziehbaren Gründen diese Teilhabe nicht möglich. Dies stellen wir nicht grundsätzlich in Frage, ist doch zu beobachten, dass die getroffenen Maßnahmen zum Infektionsschutz Wirkung zeigen.

Wir müssen aber in aller Dringlichkeit darauf hinweisen, dass die kulturelle Vielfalt, die Gemeinschaft, die musikalische Ausbildung von Kindern, das ehrenamtliche Engagement und das gesellschaftliche Leben, entscheidend geprägt durch unsere vielen Musikvereinigungen, in akuter Gefahr ist.

Schon jetzt befürchten Fachverbände, dass Musikvereinigungen und auch Chöre von einem Vereinssterben von 10 – 15% betroffen sein werden. Dies gilt es mit aller Macht zu verhindern!

Viele Ensembles mit älteren Musikern tragen sich bereits mit dem Gedanken gänzlich aufzuhören. Ein gesamter Jahrgang, der die musikalische Ausbildung in einer Musikvereinigung durchlaufen würde, ist bereits weggebrochen.

Darüber hinaus lebt die musikalische Qualität der Amateurmusik in unserem Land, auf die stets von der Politik hingewiesen wird und auf die wir stolz sind, von regelmäßigen Proben und intensiver musikalischer Betätigung. Hier befürchten wir nachhaltige Einbußen.

Talente verkümmern – Qualität der musikalischen Bildung leidet

Nicht zuletzt weisen wir darauf hin, dass die Amateurmusikszene ein Quell für die professionellen Orchester in unserem Land ist. Viele der Musiker, die heute in Profiorchestern musizieren oder als Professoren zu einer professionellen Musikausbildung beitragen, stammen aus den Musikvereinigungen im Land.

Wie bereits erwähnt, verstehen wir, wie wichtig Kontaktminimierung weiterhin sein wird. Jedoch hat das vergangene Jahr bereits gezeigt, wie diszipliniert und verantwortungsbewusst sich Orchester und Chöre im Land verhalten und sehr gut durchdachte Hygienekonzepte erarbeitet haben. Die nachweisbar geringen Infektionszahlen in Proben und Konzerten unterstreichen diese Tatsache.

Musik gehört zum Leben. Sie bringt Menschen zusammen, stiftet Identität und ist die universelle Sprache der Menschen.

Daher fordert der Landesmusikverband Rheinland-Pfalz e.V. in Anlehnung an die Forderungen des Bundesmusikverbandes Chor & Orchester e.V. (BMCO) und der Forderungen der Konferenz der Landesmusikräte:

  • Der Probenbetrieb soll nicht pauschal verboten werden. Vielmehr sollen Einzelfälle, erarbeitete Hygienekonzepte und regionale Infektionszahlen berücksichtigt werden
  • Es soll eine Perspektive für die vielen Musikvereinigungen aufgezeigt werden, wann und wie der Proben- und Auftrittsbetrieb wieder aufgenommen werden kann
  • Das gemeinsame Musizieren darf nicht als ‚Luxus‘ oder als verzichtbares Freizeitvergnügen eingestuft werden, sondern als ein Grundwert unserer Gesellschaft und Kulturgut
  • Nach den Einschränkungen im Rahmen des Lockdowns sind Stätten des gesellschaftlichen Lebens und Kulturorte bevorzugt wiederaufzubauen